Tartaria

In diesem Beitrag geht es um ein geheimnisvolles Großreich, von dem alle architektonischen Errungenschaften unserer Kultur herkommen. Damit ist nicht das alte Ägypten, Griechenland oder Rom gemeint. Nein – es geht um „Tartaria“. Ein gigantisches Reich, das plötzlich – vor etwa 200 Jahren – aufhörte, zu existieren. So lehren es zumindest immer mehr alternative Historiker.

Immerhin war diese Thematik dem österreichischen Kurier im Jahr 2022 einen Podcast wert.

Ich gebe hier eine Zusammenfassung des Podcasts wieder, dann kann sich jeder selbst ein ungefähres Bild machen.

Etwa seit 2016 ist das Thema Tartaria im Internet aufgetaucht, wobei es sich um eine alternative Geschichte handelt.

Ein riesiges, technologisch fortschrittliches tartarisches Reich, das von Nordzentralasien ausging, hat entweder die ganze Welt beeinflusst oder riesige Städte und Infrastrukturen errichtet.

Entweder durch eine plötzliche Katastrophe oder einen stetigen antagonistischen Niedergang – und das vielleicht erst vor 100 Jahren – ging Tartaria unter. Seine großen Bauwerke wurden begraben und seine Geschichte ausgelöscht. Nach diesem großen Reset wurden die wenigen erhaltenen Beispiele tartarischer Architektur fälschlicherweise als das Werk zeitgenössischer Baumeister dargestellt, die niemals Gebäude von solcher Anmut und Schönheit hätten errichten können, und sie wurden plumpen Veränderungen unterzogen.

Das Simple an Tartaria ist, dass quasi jedes Gebäude, das vor dem Ersten Weltkrieg erbaut wurde, aus Tartaria stammen soll. Wer daran glaubt, kann überall Beweise finden. Die sogenannte tartarische Architektur ist eine Bezeichnung, die auf alles angewendet wird, was besonders verziert und vor-modern ist und viele westliche Stile umfasst.

Der Begriff wird manchmal auch für einige nichtwestliche Bauwerke wie das Taj Mahal verwendet.

Strukturen, die geografisch oder strukturell nicht an diesem Platz sein sollten, wie das Bankgebäude im Shanghaier Bund Viertel, sind für diese Theorie besonders attraktiv. Ebenso wie solche, die beeindruckend massiv sind, wie die Pyramiden in Ägypten. Oder die Chinesische Mauer, die – so die Theorie – von den Tartaren gebaut wurde, um die Chinesen fernzuhalten.

Überall dort, wo es eine vermeintliche Lücke zwischen der raffinierten Handwerkskunst eines alten Gebäudes und der primitiven Technologie der Menschen aus der Pferdekutschen-Ära gibt, die es errichteten, entsteht Raum für tartarische Spekulationen.

Einige Theoretiker glauben, dass die Einwohner Tartarias Riesen waren und dass in Tartaria freie Energie genutzt wurde.

Irgendwann in der jüngeren Vergangenheit kam es zu einem Reset, der auf ein Ereignis folgte, das auch die sogenannte Schlammflut mit sich gebracht hatte. Weltweit sind die Gebäude der alten Welt zu einem Teil in der Erde versunken, die einstigen Erdgeschosse wurden üblicherweise zu Kellern umfunktioniert. Über die Ursache der Schlammflut ist wenig bekannt, mögliche Auslöser sind ein uns nicht mehr bekannter Weltkrieg oder ein elektromagnetisches Plasma-Ereignis.

Im Grunde sagen Tartarier (jene, die an die Existenz von Tartaria glauben), dass Kaiser, Kirche und Aufklärer Anfang des 19. Jahrhunderts unter einer Decke gesteckt haben müssen, um diese eben geschilderten Ereignisse zu verschweigen und ein neues System aufzubauen.

Die Journalisten des Kurier meinen, dass diese Geschichtsleugnung wieder Raum für reaktionäre Rassisten und auch Antisemiten bietet. In einigen tartarischen Geschichtsbüchern werden die Völker Zentralasiens – wie etwa die Bewohner des Mongolenreiches zu Zeiten Dschingis Khans – als rothaarige, blauäugige Menschen dargestellt, als „Seidenstraßen-Arier“.

Die Tartarier glauben, dass die Weltelite die Errungenschaften (u.a. freie Energie) Tartarias zurückhalten, um die Weltbevölkerung zu unterjochen.

Dieser Verschwörungs-Mythos bietet nicht viel an praktischen Überlegungen, Logik oder Beweisen, aber er basiert auf echten Ängsten, und verweist auf die Veränderungen, die die moderne Welt im allgemeinen und die Architektur im besonderen mit sich bringen und lehnt beide ab.

Soweit die komprimierten Aussagen des Kuriers zu Tartaria. Mehr zu diesem Thema findet man reichlich auf Youtube.

Der Begriff Tartaria lässt aufhorchen, denn es gab früher bekanntlich auch die Tatarei, zu der es bei Wikipedia heißt:

Woher stammt diese Theorie von Tartaria eigentlich?

Anatoly Fomenko (geb. 1945) ist ein russischer Mathematiker, der seine Theorien zur Geschichtsrevision in den 1990er Jahren veröffentlichte. Er berechnete, dass der überwiegende Teil der standardisierten Geschichte Betrug sei.

Er ist der Meinung, dass Russland älter als Griechenland und Rom ist und das mittelalterliche Mongolenreich in Wirklichkeit ein slawisch-türkisches Weltreich war. Die Großen Pyramiden zum Beispiel wurden von den mongolischen Horden errichtet, die Fomenko in russische Horde umformulierte, denen er die Kolonisierung Amerikas zuschrieb. Er hat nie von einer Schlammflut berichtet und auch nicht über das im Internet bekannte Tartaria als gelöschtes Reich, sondern lediglich über die Tartaren in Asien geschrieben.

Der Okkultist Nikolai Levashov (1961-2012) griff später Formenkos Ideen auf und schrieb seine eigene Geschichte zu Tataria, einem Land östlich des Urals, das sich bis zum Pazifischen Ozean und von Nordrußland bis nach Zentralrußland und Indien erstreckt.

Offensichtlich wird in den letzten Jahren der Hype um das Großreich Tartaria immer mehr geschürt, denn es wird immer mehr darüber berichtet.

Mit welchem Ziel?

Wer hat ein Interesse daran, die Geschichte der Menschheit zu verfälschen und in immer absurdere Richtungen (hier und hier) zu lenken?

Wer will die Menschen in jene spalten, die glauben, dass es ein Großreich Tartaria gab und in jene, die diese Theorie ablehnen?

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