Einst lebte im Reich der Nacht die Göttin Nuuf,
sie war es, die das Leben zerstörte und auch schuf.
Sie löste Entsetzen aus und schenkte doch Segen,
als junge Frau und weise Alte war sie auf allen Wegen.
Nuuf wurde gefürchtet, geliebt und verehrt,
aber nur einem hat sie ihre Nähe nicht verwehrt.
Yaat lebte als Gott der ewigen Jugend im Himmel.
Man sah ihn immer hoch auf seinem Schimmel,
mit langem, wehendem Haar übers Land reitend,
den Menschen mit seinem Anblick das Herz weitend.
Wenn Nuuf sich nach ihm sehnte
und sich zärtlich an ihn lehnte,
begann sie immer auf die gleiche Weise,
erst lautlos, dann bestimmt, aber leise:
„Yaat, berühre mich, streichle meine Haut,
sag mir, dass du mich liebst, sag es laut.
Begierig sind meine Brüste wie der junge Mond,
sprich, hat sich das Warten auf dich gelohnt?
Mein unbebautes Land liegt brach danieder,
nur du bringst es zum Blühen wieder.
Meine Vulva sollst du endlich pflügen,
genießen will ich es in vollen Zügen.“
Darauf erwiderte Yaat ohne lange zu warten:
„Ich will in dir sein, in deinem schönen Garten.
All die herrlichen Blumen möchte ich dir zeigen,
tanzen wollen wir im ekstatisch-wilden Reigen.
Ich entflamme deine Brüste augenblicklich,
deine Vulva mache ich satt und glücklich.“
Wenn sich beide in großer Lust fanden
und die körperlichen Grenzen verschwanden,
begrüßte der Himmel donnernd die Nacht
und hat dem Land fruchtbaren Regen gebracht.
Manchmal hat Nuuf aber den Fluss angehalten,
um in ihrem Innern etwas Neues zu gestalten.
Wurde der Strom von ihr wieder freigegeben,
schenkte sie dem ersehnten Kind das Leben. –
Das war als Innen und Außen noch heilig waren,
über Jahrtausende hin änderte sich das Gebaren,
so dass Mann und Frau heute nicht mal wissen,
dass sie etwas Elementares in sich vermissen.
Erst wenn wir unsere Kraft in uns wieder finden,
werden wir Nuuf und Yaat erneut an uns binden.
Verfasser: Ich Bin Viele